600 Strohballen in Brand | 200 Einsatzkräfte auf 40 Fahrzeugen | Über 5 Kilometer Schlauchleitung – Herausfordernder Feuerwehreinsatz an landwirtschaftlichem Gebäude dauert das ganze Wochenende
Die Feuerwehr Dietingen wurde am Samstag, den 02.03.2024, um 11.37 Uhr mit allen Abteilungen in den Vollalarm versetzt und nach Rotenzimmern gerufen. Grund war der Brand eines landwirtschaftlichen Gebäudes „auf dem Esch“ zwischen Rotenzimmern und Täbingen. Eine große dunkle Rauchsäule war bereits zum Zeitpunkt der Alarmierung weit über die Gemeindegrenze sichtbar.
Löscharbeiten begannen innerhalb weniger Minuten
Bereits wenige Minuten nach der Alarmierung traf die Feuerwehrabteilung Rotenzimmern am Einsatzort ein. Flammen schlugen zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Lagerhalle, in welcher neben landwirtschaftlichen Geräten auch etwa 600 Ballen an Stroh untergebracht waren. Personen oder Tiere waren keine im Gebäude.
Die Rotenzimmerner Wehrleute bauten zügig eine Wasserversorgung auf, um mit der Brandbekämpfung durch die offene Vorderseite beginnen zu können. Eine 50.000 Liter fassende Zisterne bot genügend Wasser für die erste Phase der Brandbekämpfung. Innerhalb kurzer Zeit stand so die erste Wasserversorgung und eine Brandbekämpfung konnte mit mehreren Strahlrohren durchgeführt werden.
Die anderen eintreffenden Abteilungen der Dietinger Wehr unterstützen nach ihrem Eintreffen unverzüglich bei den Löscharbeiten. In Abhängigkeit der Windrichtung und Rauchentwicklung war die Brandbekämpfung an gefährdeten Gebäudeteilen nur für Atemschutzgeräteträger möglich. Die Feuerwehren aus Täbingen, Leidringen und Rosenfeld kamen als Überlandhilfe zum Einsatzort. Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass sich es sich wohl um einen zeitintensiven Feuerwehreinsatz handeln dürfte.
Zusätzlich zu den Löscharbeiten am Boden wurde die Drehleiter der Feuerwehr Oberndorf in Stellung gebracht. Mit ihr war eine Brandbekämpfung aus anderen Winkeln möglich, was ein effizienteres Ablöschen erlaubt.
Herausforderung: Wasserversorgung
Nach dem Einleiten der ersten Löscharbeiten kristallisierte sich die Wasserversorgung als die größte Herausforderung bei diesem Einsatz heraus. Die 50.000 Liter an Löschwasser aus der Zisterne reichten nur für knapp 15 Minuten. Es musste also eine stabile Wasserversorgung zu dem fernab von der Ortsbebauung gelegenen Einsatzort gebracht werden. Zum ersten Hydranten nach Rotenzimmern betrug die Strecke etwa 1,5 Kilometer, nach Täbingen hingegen etwa 2,0 Kilometer.
Bis zum Aufbau einer stabilen Wasserversorgung wurden Tanklöschfahrzeuge aus Oberndorf und Rottweil im Pendelverkehr eingesetzt, die ihr Wasser aus den umliegenden Ortsnetzen bezogen. Die Fahrzeuge wurden bereits frühzeitig alarmiert. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs genügte das herbeigeschaffte Wasser jedoch nicht, um eine kontinuierliche Brandbekämpfung zu gewährleisten, wodurch es zu Unterbrechungen bei den Löscharbeiten kam.
Für den Aufbau der Wasserversorgung wurden zwei Ansätze verfolgt. Einerseits wurde seitens der Täbinger und Rotenzimmerner Feuerwehr eine Schlauchleitung nach Täbingen aufgebaut, von wo aus Wasser aus dem Leitungsnetz hätte entnommen werden können. Parallel wurde durch die Einsatzkräfte aus dem Landkreis Rottweil eine Schlauchleitung nach Rotenzimmern aufgebaut. Aufgrund des großen Höhenunterschieds von über 100 Metern mussten mehrere mobile Pumpen zwischengeschaltet werden – sonst hätte das Wasser nicht zur Einsatzstelle transportiert werden können. Auch diese Schlauchleitung wurde an das öffentliche Leitungsnetz angeschlossen, um schnell mit der Wasserentnahme beginnen zu können.
Zunächst wurde die Wasserleitung aus Rotenzimmern genutzt, um die Einsatzstelle zu versorgen. Um auftretende Versorgungsschwankungen auszugleichen, wurde die Zisterne als Pufferspeicher verwendet.
Im Einsatzverlauf kam es zu einem erheblichen Wasserrohrbruch in Rotenzimmern, weshalb die Wasserversorgung in weiten Teilen des Ortes vom frühen Samstagnachmittag bis zum Sonntagmittag komplett zum Erliegen gekommen ist. Die Wehrleute bauten die Wasserversorgung im Anschluss um und begannen mit der Wasserentnahme aus der Schlichem. Die Wasserversorgung war von diesem Zeitpunkt an über den kompletten Einsatzverlauf stabil.
Die Feuerwehr entschloss sich, eine Reserveleitung von der Einsatzstelle hin zur Schlichem aufzubauen. Durch diese zweite Leitung hätte beim Ausfall der ersten Leitung eine Wasserentnahme sichergestellt werden können.
Zum Aufbau dieser Leitung wurde der „Abrollcontainer Schlauch“ schon vor dem Wasserrohrbruch angefordert. Die Kameraden des Abrollcontainers bauten die zweite Wasserversorgung auf, während die Wehrleute an der Einsatzstelle ihren Fokus weiter auf der Brandbekämpfung belassen konnten.
Um in Täbingen keinen Wasserrohrbruch zu riskieren, wurde diese Leitung nur kurzeitig genutzt, als die Wasserversorgung aus Rotenzimmern zusammengebrochen ist.
In Summe wurden so allein für die Wasserversorgung hin zur Einsatzstelle eine Leitungslänge von etwa 5 Kilometern benötigt.
Düngemittel als Gefahrenquelle
Bereits im frühen Einsatzverlauf wurde in der Halle lagerndes Düngemittel festgestellt. Durch das Verbrennen von Düngemittel können gesundheitsschädliche Gefahrenstoffe entstehen, welche für die Einsatzkräfte und die umliegende Bevölkerung hätten problematisch werden können.
Zur Messung und gegebenenfalls Identifizierung solcher Stoffe wurde der „Gerätewagen Messtechnik“ aus Schramberg-Sulgen nach Rotenzimmern gerufen. Aufgrund erster Messergebnisse mussten die Löscharbeiten wegen einer unklaren Gefahrenlage für etwa eine Stunde unterbrochen werden.
Nach Klärung der Lage mit dem Fachberater für Chemie konnte die Einsatzstelle wieder freigegeben werden, woraufhin die Einsatzkräfte die Löscharbeiten fortsetzten.
Langwierige Löscharbeiten durch Stroh
Die rund 600 Strohballen in der Lagerhalle stellten im Einsatzverlauf eine besondere Herausforderung dar. Bereits beim Eintreffen der Wehrleute stand das getrocknete Material in Brand.
Problematisch bei den Löscharbeiten von Stroh ist das immer wieder auftretende Aufflammen von nur oberflächlich gelöschtem Stroh. Kleinste Glutnester innerhalb der gepressten Ballen können für ein Wiederaufflammen des kompletten Brandguts sorgen. Die Wehrleute entschieden sich deshalb, das brennende Stroh aus der Halle zu schaffen, auseinanderzuziehen, äußerst gründlich abzulöschen und dann zu lagern.
Das erfordert nicht nur sehr viel Zeit, Wasser und Einsatzkräfte, sondern auch spezielles Gerät. Deshalb wurde das THW gerufen, die mit einem geeigneten Radlader das Brandgut sicher aus der Halle schafften. Außerhalb der Halle standen dann mehrere Bagger bereit, die das Stroh auseinanderzogen, welches dann parallel abgelöscht wurde. Aufgrund der eintretenden Dunkelheit leuchtete das THW die Einsatzstelle aus, sodass die Löscharbeiten nachts nicht unterbrochen werden mussten.
Die Löscharbeiten dauerten bis 03.00 Uhr nachts an. Zu diesem Zeitpunkt war die Halle leer und das Stroh abgelöscht. Die Rotenzimmerner Wehrleute übernahmen zusammen mit dem Gesamtkommandant der Dietinger Wehr die Brandwache bis Sonntagmorgen 07.00 Uhr.
Aufräumarbeiten und Nachlöscharbeiten am Sonntag
Die Pause war für die Dietinger Wehr aber nur von kurzer Dauer. Bereits um 10.00 Uhr rückten die Einsatzkräfte geplant wieder an der Einsatzstelle an.
Ziel war es, schwelende Brände innerhalb des Strohs abzulöschen. Die Wehrleute zogen die betroffenen Strohhaufen gezielt auseinander und löschten die entstandenen Glutnester mit mehreren Einsatztrupps gezielt ab. Die am Brandobjekt befindliche Zisterne wurde mit Wasser befüllt, um eventuell notwendige kleinere Nachlöscharbeiten mit einer lokalen Wasserversorgung ablöschen zu können.
Anschließend wurden die Schlauchleitungen nach Rotenzimmern hin abgebaut, leicht verdrecktes Material stellenweise vor Ort gereinigt sowie sortiert und kontaminiertes Material zum Abtransport durch die Zentrale Feuerwehrwerkstatt in Schramberg fertig gemacht. Die Einsatzfahrzeuge kehrten gegen 14.00 Uhr in die Gerätehäuser zurück, wo sie wieder einsatzbereit gemacht wurden.
Letzte Löscharbeiten am Sonntagabend
Um 17.00 Uhr traf sich die Feuerwehrabteilung Rotenzimmern dann zu letzten routinemäßigen Nachlöscharbeiten. Sichtbare Glutnester mit mäßiger Rauchentwicklung wurden vom Bagger auseinandergezogen und abgelöscht. Dazu wurde das Wasser aus der örtlichen Zisterne verwendet. Einsatzende konnte um 19.00 Uhr vermeldet werden. Finale Aufräumarbeiten standen dann am Montagabend an.
Großaufgebot an Einsatzkräften
Im Einsatzverlauf waren rund 200 Einsatzkräfte auf etwa 40 Fahrzeugen vor Ort. Neben der Feuerwehr mit zahlreichen Lösch- und Spezialkräften war das THW, die Polizei und das DRK „auf dem Esch“ in Rotenzimmern.
Fotos: Feuerwehr Dietingen