Neuer Abrollbehälter für den Gefahrgutzug des Landkreises Rottweil
Mit der Anschaffung eines neuen Abrollbehälters-Gefahrgut modernisiert das Landratsamt Rottweil im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes eine wesentliche Technikkomponente im Gefahrgutzug des Landkreises Rottweil. Der Landkreis kommt damit einer seiner Aufgaben gemäß dem Feuerwehrgesetz nach, die für überörtliche Einsätze notwendige Ausrüstung zu beschaffen.
Zwar sind Schadensfälle mit chemischen, biologischen, radiologischen oder nuklearen Gefahrstoffen glücklicherweise eher selten, dennoch müssen für den Ernstfall die entsprechende Spezialtechnik und ausgebildete Einsatzkräfte gewährleistet sein. Gefahrenpotentiale finden sich im Bereich Industrie als auch im Schienen- und Straßenverkehr sowie auch u.U. in medizinischen Einrichtungen. Dabei können Ereignisse mit Gefahrstoffen aufgrund der Ausbreitung und der für die Gefahrenabwehr benötigten Technik schnell die Möglichkeiten einer einzelnen Feuerwehr übersteigen.
Der Gefahrgutzug des Landkreises Rottweil setzt sich aus Fahrzeugen und Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren aus Rottweil und Schramberg zusammen. Spezielle Technikkomponenten in dieser Einheit sind einerseits ein Dekontaminationsfahrzeug-Personen (Dekon-P) und ein messtechnisches Erkundungsfahrzeug (CBRN-Erkunder) des Bundes, welche am Standort der Feuerwehr Schramberg, Abteilung Sulgen stationiert sind. Der Landkreis Rottweil stellt einen Abrollbehälter-Gefahrgut (AB-G) am Standort der Feuerwehr Rottweil, einen Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) am Standort Rottweil, Abteilung Göllsdorf sowie einen Abrollbehälter-Atemschutz (AB-A) am Standort der Feuerwehr Schramberg, Abteilung Sulgen. Ergänzt wird die Einheit durch zwei Fachberater Chemie und weitere Löschfahrzeuge und Einsatzkräfte der genannten Feuerwehren.
Der Indienststellung des neuen Abrollbehälters-Gefahrgut am 24.01.2022 ging eine knapp zweijährige Planungs-, Ausschreibungs- und Bauphase voraus. Nach dem Beschluss des Kreistags im Jahr 2019 für eine Ersatzbeschaffung konnte das Einsatzgerät nach einer europaweiten Ausschreibung im Mai 2020 beauftragt werden. So wurde der Abrollbehälter durch die Jerg Feuerwehr & Umwelttechnik GmbH gebaut und die feuerwehrtechnische Beladung durch die Wilhelm Barth GmbH & Co. KG geliefert.
Der neue Abrollbehälter enthält nicht nur komplett modernisierte Gerätschaften, sondern macht auch die Umsetzung zeitgemäßer Einsatzkonzepte möglich. Während die Gerätschaften in der Vergangenheit meist einzeln gelagert wurden, sind diese jetzt thematisch und einsatztaktisch zweckmäßig auf Rollcontainern zusammengefasst positioniert. Dies erleichtert nicht nur maßgeblich die Suche nach benötigtem Equipment, sondern schont zusätzlich die Einsatzkräfte beim Transport der teils sehr schweren Technik. Diese wird zukünftig an die gewünschte Position gefahren und muss nicht mehr getragen werden.
Zum Inhalt gehören neben vielfältigen Mitteln zum Abdichten, Aufnehmen und Auffangen von Gefahrstoffen auch verschiedene Gefahrstoffpumpen. Mit diesen können Gefahrstoffe abgepumpt, umgepumpt oder im Kreislauf gefördert werden, um einen weiteren Austritt zu verhindern. Um die Kameradinnen und Kameraden bei der Tätigkeit im Gefahrenbereich zu schützen, können bis zu neun Einsatzkräfte mit leichten, dennoch aber sehr leistungsfähigen Chemikalienschutzanzügen ausgerüstet werden. Während für den Notfall eine Grundausstattung mitgeführt wird, erfolgt die reguläre Dekontamination von Einsatzkräften durch die Spezialkräfte der Feuerwehr Schramberg.
Dank eines eigenen Stromerzeugers kann der Abrollbehälter autark betrieben werden und leuchtet den umliegenden Arbeitsbereich mittels eines eigenen Lichtmastes großzügig aus. Ein mitgeführtes Schnelleinsatzzelt kann für einen ausreichenden Schutz vor Wind und Wetter mobil aufgebaut werden.
Abgerundet wird die Beladung durch Mehrgasmessgeräte, welche u.a. zur Detektion von explosionsgefährdeten Bereichen genutzt werden können. Hinzu kommt als Neuheit eine bisher nicht vorgehaltene Messtechnik für Einsatzlagen mit atomaren Strahlenquellen.
Einen besonderen Dank richtet Kreisbrandmeister Nicos Laetsch an die Kameraden Oliver Wilbs, Axel Moser, Marcel Wydra, Sebastian Votteler, Martin Raible und Rainer Knoblauch für deren Engagement im Beschaffungsteam und die damit verbundenen reichlich investierten Stunden im Ehrenamt.
Die Ersatzbeschaffung des über 30 Jahre alten Vorgängeraufbaus sieht er nicht nur als notwendiges Update auf den aktuellen Stand der Technik, sondern auch als eine Anerkennung und Motivation für die Kameradinnen und Kameraden, die sich in diesem Spezialgebiet zu den alltäglicheren Themenbereichen des Feuerwehrdienstes zusätzlich engagieren. So konnte bei den ersten Gefahrgutausbildungen bereits eine deutlich gestiegene Teilnahme registriert werden.