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Dietinger Gesamtfeuerwehr absolviert anspruchsvolle Hauptübung in Böhringen

Drei Einsatzstellen | Brandbekämpfung, Personenrettung, technische Hilfeleistung und Gefahrgut | 57 Einsatzkräfte

An diesem Montagabend stand die diesjährige Hauptübung der Feuerwehr Dietingen mit ihren 5 Einsatzabteilungen auf dem Plan. Die Führungsriege rund um Gesamtkommandant Dominik Weißer hat sich intensiv auf diesen Abend vorbereitet und ein anspruchsvolles Übungsszenario entworfen, welches drei Einsatzstellen innerhalb eines Gebäudes in der Böhringer Hauptstraße vorsah. Um die Übung so realistisch wie nur möglich zu gestalten, wurden möglichst wenige Personen in den Übungsplan eingeweiht, sodass eine gezielte Vorbereitung nicht möglich war.

Um 19.45 Uhr wurden die Wehren per 2 Meter Funk zu einem leerstehendem Bauernhaus gerufen, welches als Übungsobjekt diente. Beim Eintreffen der Abteilungen Dietingen, Irslingen, Böhringen, Gösslingen und Rotenzimmern stand das Gebäude bereits komplett unter Rauch. Als rauchspendendes Gerät wurde eine Nebelmaschine eingesetzt.

Direkt nach dem Eintreffen wurde zunächst die Hauptstraße halbseitig gesperrt, um ein sicheres Arbeiten der Einsatzkräfte zu ermöglichen. Parallel erkundeten die Gruppenführer ihre Einsatzstellen.

Einsatzstelle #1: Brandbekämpfung mit Personenrettung

Aufgrund der intensiven Rauchentwicklung war eine akute Gefahrenlage beim Eintreffen der Wehr sofort ersichtlich. Eine Wasserversorgung wurde, um den Verkehr auf der Hauptstraße noch einspurig laufen lassen zu können, von entfernter liegenden Unterflurhydranten rasch aufgebaut. Im Ernstfall wären hier jedoch die nächstgelegenen Hydranten verwendet worden. Parallel rüsteten sich die Atemschutzgeräteträger zum Vorrücken in den Innenangriff aus. Die Trupps bildeten eine zentrale Stütze im Übungsverlauf. Wie im realen Ernstfall, standen über den Übungsverlauf mehrere Trupps zur Ablöse bereit.

Schon bei dem Ausrüsten der Einsatzkräfte machten sich Personen im Obergeschoss des Gebäudes bemerkbar, die Hilfe benötigten.

Parallel zur Erkundung des Erdgeschosses machte sich ein Atemschutztrupp durch das enge Treppenhaus auf den Weg ins Obergeschoss. Eine Sicht im Gebäude war dabei kaum gegeben. Vor der Zimmertür der hilfesuchenden Person wartete schon die nächste Herausforderung: Die Tür war verschlossen. Die Wehrleute mussten diese zunächst gewaltsam öffnen, ehe sie zu den Personen vordringen konnte.

Nach dem Öffnen der Türe gestaltete sich die Lage weiter als herausfordernd, da mehrere Personen in dem Raum auf Hilfe warteten. Die Wehrleute forderten daher zur Verstärkung einen weiteren Atemschutztrupp an und kategorisierten die Personen in „offensichtlich verletzt“ und „unverletzt“.

Da mittlerweile der Brandherd im Erdgeschoss gelöscht war und der Fluchtweg durch das Treppenhaus weitestgehend rauchfrei gesetzt wurde, konnten die unverletzten Personen über das Treppenhaus in Sicherheit gebracht werden.

Die Kategorisierung ergab eine verletzte Person. Im realen Einsatzfall hätte diese zwar ebenfalls über das Treppenhaus gerettet werden können. Doch im erschwerten Übungsszenario war dies nicht gestattet, sodass sich die Wehrleute eine andere Lösung überlegen mussten, um die Person ins Freie zu bringen.

Zwischenzeitlich wurde von den Einsatzkräften vor dem Übungsobjekt ein zweiter Fluchtweg mittels Steckleiter aufgebaut. Die Wehrleute im Haus machten sich diese zu Nutze und beschlossen, die verletzte Person mittels Rettungsbrett über die Steckleiter nach außen zu befördern. In der Praxis wäre dies unter anderem notwendig, sofern eine Rettung durch das Gebäude – beispielsweise aufgrund der Rauchentwicklung im Treppenhaus – nicht möglich wäre. Dazu wurde die Person sicher auf dem Rettungsbrett fixiert. Seile dienten dann zur Eigensicherung der Wehrleute einerseits und zur Führung des Rettungsbretts auf der Leiter andererseits.

Nachdem dieses Vorhaben gelang, sollte ein noch anspruchsvolleres Szenario geübt werden: Die Crashrettung, auch Sofortrettung genannt. Sie ist immer dann nötig, wenn eine Person in einer akut lebensbedrohlichen Lage steckt und daher besonders schnell gerettet werden muss.

Übertragen auf das Übungsszenario in Böhringen wurde ein einsturzgefährdetes Gebäude in Vollbrand angenommen. Zunächst musste die Person wieder zurück in die ursprüngliche Position im Haus gebracht werden. Dann wurde sie an Gurten über die Hausfassade nach unten abgeseilt. Von unten sicherten mehrere Wehrleute die Person für den Fall eines Abrutschens aus den Gurten. Eine Puppe stellte sich für diesen Job freiwillig zur Verfügung, sodass selbstverständlich keine Person in Gefahr gebracht wurde.

Einsatzstelle #2: Personenrettung unter Radlader

Gleichzeitig zur Brandbekämpfung im Haus wurde ein anderes kritisches Einsatzgeschehen geprobt: Ein Radlader ist bei Umbauarbeiten in einer Scheune gegen eine tragende Stütze gefahren und hat in Folge einen Teileinsturz des Gebäudeteils verursacht sowie eine Person unter dem Radler eingeklemmt.

Die Feuerwehr sah sich bei dieser Einsatzstelle also gleich mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Die Sicherung der einsturzgefährdeten Scheune und der Rettung der eingeklemmten Person, sowie der Betreuung des völlig unter Schock stehenden Arbeitskollegen der permanent in das Gebäude zu seinem verletzten Kollegen vordringen wollte.

Wie immer in solchen Fällen, hat die Sicherung der Einsatzstelle zunächst oberste Priorität. Deshalb machten sich die Kamerad:innen auf und installierten im ersten Schritt Stützen. Aufgrund der Größe des einsturzgefährdeten Bereichs nahm dieser Schritt bereits einige Zeit in Anspruch und forderte auch zusätzliches Material, wie Leitern und Bretter was zufällig an der Baustelle lagerte.

Nachdem der Bereich um den Radlader dann von Schutt befreit wurde, widmete sich die Feuerwehr der Personenrettung.

Die eingeklemmte Person war ansprechbar, jedoch verschlechterten sich die Vitalfunktionen zusehends. Um zur Person zu gelangen und diese zu retten, galt es, den Radlader anzuheben. Nur so konnte ein Zugang zur Person geschaffen werden, ohne diese gesundheitlich zu gefährden.

Im Verlauf dieses aufwändigen Szenarios sicherten die Wehrleute den Radlader und hoben ihn dann mithilfe eines Hebekissen und einem Wagenheber an. Während des Hebevorgangs wurde immer wieder mit Hölzern unterbaut um ein unbeabsichtigtes abrutschen von den Hebemitteln zu verhindern.

Nachdem dieser Zugang geschaffen wurde, konnte die Person auf dem Rettungsbrett fixiert und aus der misslichen Lage befreit werden.

Einsatzstelle #3: Gefahrgut im Keller

Die dritte Einsatzstelle des Abends stellte der Keller dar. Beim Eintreffen der Feuerwehr wurde ein Schwelbrand mit Verdacht auf lagernde Gefahrstoffe im Untergeschoss gemeldet.

Die Wehrleute rückten daher, wie auch bei der Einsatzstelle #1, unter Atemschutz in das Gebäude vor. Hierzu musste jedoch die Hintertür verwendet werden, da nur so ein Abgang in den Keller möglich war.

Doch auch hier wartete eine spezielle Herausforderung: Die Hintertüre war verriegelt. Der Angriffstrupp musste deshalb zunächst die Türe mit dem Halligan-Tool gewaltsam öffnen, ehe ein Zutritt möglich war. Im verrauchten Keller fanden sich dann zwei Gasflaschen, die von den Kamerad:innen in Sicherheit gebracht werden mussten.

Da auch dieser Gebäudeteil durch den darüberliegenden Brand im Erdgeschoss verraucht war, musste der Kellerbereich ebenfalls rauchfrei gesetzt werden, was durch hydraulische Ventilation mittels Hohlstrahlrohr vom Gebäudeinnern nach außen erfolgte.

An allen drei Einsatzstellen stellte die hereinbrechende Dunkelheit ein erschwerender Faktor da. Die Gemeindewehr verfügt über mehrere Beleuchtungssätze – teilweise mobil, teilweise direkt am Fahrzeug verbaut und per Teleskop justierbar. Damit konnte die Einsatzstelle zügig ausgeleuchtet werden.

Die Feuerwehr Dietingen war an diesem Montagabend mit 57 Kräften bei der Übung in Böhringen vertreten. Zusätzlich zu den fünf Einsatzfahrzeugen war der Mannschaftstransportwagen im Einsatz, der die wartenden Wehrleute aus dem Gerätehaus in Böhringen zur Übungsstelle brachte. Übungsende war gegen 21.15 Uhr.

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